Erfolgsfaktoren beim Online-Shop Aufbau

Erfolgsfaktoren beim Online-Shop Aufbau

Neben der zuvor angeführten Neuausrichtung stellen Online-Marketingüberlegungen einen wichtigen Erfolgsfaktor beim Betrieb eines Online-Handelsgeschäftes dar. Ohne dass die Zielgruppe von Einzelhändlerinnen und Einzelhändlern über den Online-Shop Kenntnis haben, werden auch keine Verkäufe über einen Online-Shop erfolgen können. Mit dem Aufkommen von ersten Vergleichsportalen in den Jahren 1999 – 2005, die es mittlerweile für fast alle Branchen gibt, ist es für Einzelhändlerinnen und Einzelhändler nicht einfacher geworden, einen Online-Shop zu etablieren. Von den österreichischen Online-Shop-Einkäuferinnen und -Einkäufern informieren sich bereits 75 Prozent im Internet, bevor sie ihren Einkauf im Internet oder im stationären Handel tätigen (vgl. KMU Forschung Austria, 2018, S. 15).  Denn die Vergleichssportale wie Expedia, Geizhals, Idealo und viele mehr durchforsten das Internet nach Angeboten, nach denen gesucht wird und listen die Ergebnisse übersichtlich in einer Tabelle auf, sodass Kundinnen und Kunden einen ersten, schnellen Informations- und Preisüberblick, von allen im Internet angebotenen Produkten erhalten. Was schlussendlich dazu führt, dass der Verkaufsprozess bereits über die Vergleichsportale kanalisiert wird und so Kaufkraft vom eigenen Online-Shop abzieht, wenn man sich nicht gerade auf einer der oberen Plätze der Vergleichsportalsuchmaschinen befindet.

Nicht zu vergessen sind die Big Player im Online-Handel, wie Amazon, Alibaba, eBay, Apple und viele mehr, die es Einzelhändlerinnen und Einzelhändlern, die im Online-Shop Business Fuß fassen möchten, nicht einfach machen, sich mit einem eigenen Shop zu positionieren. (Vgl. Heinemann, 2016, S. 56) Außer Einzelhändlerinnen und Einzelhändlern nutzen die Möglichkeit der großen Big Player und lassen ihre Produkte gegen eine Provision auf den großen Online-Handels-Plattformen von Amazon, Alibaba und anderen listen, um Zugang zu internationalen Käuferschichten zu erhalten. Allerdings müssen sich Einzelhändlerinnen und Einzelhändler einem großen Wettbewerb aussetzen, wenn sie nicht gerade ein Produkt haben, das nur sie selbst anbieten. Die Entscheidung eigener Online-Shop oder nur auf einer der großen Online-Handels Plattformen beziehungsweise beides in Kombination, ist gut zu überdenken.

 

Dazu führen die Autoren Kawa & Wałęsiak (2019, S. 523) eine interessante Analyse über die Vor- und Nachteile an, die Verkäufer und Käufer auf großen Online-Handels Plattformen zu erwarten haben in den zwei nachfolgenden Tabellen, anschaulich an. (Vgl. Kawa & Wałęsiak, 2019, S. 521–529)

Tab. 1: Quelle: Aus Kawa & Wałęsiak, 2019, S. 523

Tab. 2: Quelle: Aus Kawa & Wałęsiak, 2019, S. 523

Wie wir schon aus den vorherigen Kapiteln feststellen konnten, spielt die technische Ausrichtung im E-Commerce Bereich eine wichtige, aber nicht die wichtigste Rolle, vielmehr spielt der Mensch die zentrale Rolle im Online-Handel, auf den es die Aufmerksamkeit zu legen gilt. Denn Kundenzentriertheit und die Wahrnehmung der Kundenbedürfnisse sind wesentliche Faktoren, die den erfolgreichen Abschluss in einem Online-Shop maßgeblich beeinflussen. Daher sollte auf die Betrachtung und Evaluierung der „psychologischen Bedürfnisse“ im Hinblick auf die Benutzerorientiertheit der Konsumentinnen und Konsumenten besonderer Wert gelegt werden. Ahrnoldt et al. berichtet (2019, S. 307) in seinem Buch „Erfolgszusammenhänge beim Online-Shop, im Kapitel 14.2 Psychologische Konsumentenbedürfnisse“ ausführlich über den „konsumentenseitig wahrgenommenen Wert“ im Fachbereich als CPV-Wert (Consumer Perceived Value) ausgewiesen. Erste Forschungshinweise lassen vermuten, dass der CPV-Wert als zentraler Erfolgsfaktor für einen Online-Shop gilt. (Vgl. Ahrholdt et al., 2019, S. 306–307)

Die Begriffe Kundenzufriedenheit und Begeisterung sind weitere wichtige Faktoren, die beim Aufbau eines Online-Shops zu berücksichtigen sind. Wobei der Kundenzufriedenheit ein eher kognitiver und weniger ein emotionaler Zustand zugeschrieben wird, bei dem die Erwartungen an das Produkt beziehungsweise an die Dienstleistung aus Sicht der Konsumentinnen und Konsumenten erfüllt wurden. „Der Online-Handel sollte CPV-orientiert erfolgen, weil ein positiver CPV vermutlich Kundenzufriedenheit und Kaufabsicht positiv beeinflusst“ (vgl. Ahrholdt et al., 2019, S.309). Die Kundenzufriedenheit hat einen großen Einfluss auf das Kaufverhalten an sich und in weiterer Folge darauf, dass zufriedene Kundinnen und Kunden immer wieder im selben Geschäft einkaufen und es auch durch Mund-zu-Mund Propaganda weiterempfehlen. Jedoch wird der „Begeisterung“ eine weitaus gewichtigere Rolle beim Einkauf zugeschrieben, da es dabei um Emotionen geht, die Konsumentinnen und Konsumenten wesentlich stärker bewegen beziehungsweise veranlassen etwas zu kaufen als eine rationale Entscheidung (vgl. Rode, 2019). Ahrnoldt et al. (2019, S. 311) verweist in seinen Ausführungen, dass es wichtig sei neben der „utilitaristischen und aufgabenerfüllungsbezogenen Gestaltung des Online-Shops“ vor allem emotional bringende Elemente einfließen zu lassen.

Dass die Umsetzung eines emotionalen Kauferlebnisses in einem Online-Shop schwieriger umsetzbar ist als in einem stationären Einzelhandelsgeschäft, liegt offensichtlich an der Distanz und daran, dass Konsumentinnen und Konsumenten im Online-Shop nur einer Website gegenübersitzen und keinem Verkäufer aus Fleisch und Blut, der im persönlichen Gespräch aufmerksam die Kundenreaktionen wahrnimmt und unmittelbar darauf reagieren kann, um zum Beispiel vertrauensbildende Maßnahmen zu setzen. Im Online-Shop hingegen, können solche vertrauensbildenden Maßnahmen nur durch gut durchdachte verkaufspsychologische Strategien erreicht werden, wie durch bestimmte Signale, beispielsweise durch Gütesiegel, weil diese „vertrauensfördernde und kaufabsichtsfördernde Wirkung haben können“ (vgl. Ahrnoldt et al., 2019, S. 212–213). Daher ist es beim Aufbau eines Online-Shops und den damit einhergehenden Verkaufsprozessen besonders bedeutend, bereits vor der Umsetzung eine, erprobte, emotionale Verkaufsstrategie festzulegen, um damit die Chancen auf einen Online-Verkaufserfolg zu erhöhen.

Vaitkevicius et al. (2019, S. 631–640) haben in Ihrer Studie Kaufmotive in Online-Shops ergründet und haben dabei fünf von acht Motiven evaluiert, die in einem erfolgreichen Online-Shop Berücksichtigung finden sollten – diese sind:

·         Ein schnelles und einfaches Einkaufsmodell

·         Ein preisgünstiges Einkaufsmodell

·         Ein schnelles und preisgünstiges Einkaufsmodell

·         Ein klares, einfaches und günstiges Einkaufsmodell

·         Ein schnelles und informatives Einkaufmodell zu vernünftigen Preisen

 

Adwan et al. (2021, S. 1–11) sind in ihrer Studie über die beeinflussenden Faktoren beim Online-Shopping zum Ergebnis gekommen, dass die Bequemlichkeit und das Vertrauen die Hauptgründe beim Online-Einkauf sind, nach denen Kundinnen und Kunden einen Online-Shop zum Einkauf auswählen.

Der Kauf findet über die Konsumentinnen und Konsumenten statt, daher wäre es wichtig zu wissen was wollen die Kundinnen und Kunden. Brucker-Kley et al. beschreibt, dass beim Einkauf die Schaffung von positiven Erlebnissen für Kundinnen und Kunden, eines der zentralen Themen bei der digitalen Transformation ist. Dafür investieren die Unternehmen auch in „digitale Erweiterungen von bestehenden Produkten und führen neue Technologien an der Schnittstelle zum Kunden ein.“ Die befragten Unternehmen gaben zu 95% an, kundenorientiert zu sein, jedoch zeigte bei näherer Betrachtung, dass tatsächlich nur 39% der Unternehmen über die finanziellen und personellen Ressourcen verfügen. Die Erhebung der Kundenbedürfnisse wird von den meisten Unternehmen über die „Auswertung von Kundenreklamationen durchgeführt. (Vgl. Brucker-Kley et al., 2018, S. S. 33–36)

Zusammenfassung – Digitale Transformation von Geschäftsmodellen

·         Kundenzentriertheit muss die Basis für alle Online-Händler sein.

·         5,4 Millionen Österreicher unterhielten sich im März 2021 auf Facebook.

·         Wandel des Geschäftsmodelles durch digitale Transformation.

·         Geschäftsmodell beinhaltet nach Schallmo fünf Dimensionen und Elemente.

·         Beispiele von Hagleitner und Burberry.

·         Zuerst Schwachpunkte im eigenen Unternehmen wahrnehmen, um Veränderungen durchführen zu können.

·         Ein Geschäftsmodell auswählen und eine Transformationsstrategie entwickeln.

·         Transformations-Roadmap von Schallmo besteht aus fünf Phasen.

·         Heinemann beschreibt sechs Phasen als Grundlagen des erfolgreichen Online-Handels Geschäftsaufbaues.

·         Seit 2005 findet eine ständige und permanente Wandlung im Online-Handel statt.

·         Erfahrung aus dem Distanzhandel hilft beim Online-Marketing.

·         Unterscheidbarkeit und Abgrenzung sind wichtige Faktoren im Online-Handel.

·         Ein einfacher Online-Shop hat keine Zukunft – mehrere USPs sind von Nöten.

·         Krise als Chance und Wachstumstreiber bei der Digitalisierung.

·         Big Player setzen Standards im Bereich Kundenorientiertheit.

·         Vergleichsportale und Handelsplattformen.

·         Vor- und Nachteile von Kawa & Walesiak

·         Psychologische Bedürfnisse der Konsumentinnen und Konsumenten beachten.

·         Kundenzufriedenheit und Begeisterung sind wichtige Faktoren.

·         Emotionale Verkaufsstrategie überlegen.

Literaturverzeichnis

Leitfaden – beim Aufbau eines Online-Shops

Leitfaden – beim Aufbau eines Online-Shops

Einer der wichtigsten Punkte, ist zunächst einmal der Mensch, sowohl in Funktion der Konsumentinnen und Konsumenten als auch als Online-Shop Betreiberin und Betreiber. Dieser sollte beim Aufbau eines Online-Shops immer im Fokus stehen. Die Beobachtung des Kundinnen und Kunden Verhaltens spielt eine maßgebliche Rolle beim Aufbau eines Online-Shops. Wo und worüber suchen Konsumentinnen und Konsumenten heutzutage nach Informationen und Produkten; zu 75% über Smartphones. Daher wird es von hohem Interesse sein, dass der Online-Shop so mobile freundlich, wie nur irgend möglich gestaltet wird, um am Puls der Zeit zu sein und gute Verkaufsabschlüsse tätigen zu können.

Nachfolgend folgt eine Auflistung darüber, wie Einzelhändlerinnen und Einzelhändler beim Aufbau eines Online-Shops, neben ihrem standortbezogenen Geschäft, vorgehen könnten:

1.    Ideen für einen Online-Shop sammeln und das Wichtigste verschriftlichen.

2.    Mitbewerberinnen und Mitbewerber im Internet recherchieren, was gefällt, was nicht und das Wichtigste verschriftlichen.

3.    Erfolgs- und Geschäftsmodelle aus ihrer Branche recherchieren und das Wichtigste verschriftlichen.

4.    Fachmagazine und Bücher zum Thema Online-Shop Aufbau und Online-Marketing lesen und im Internet recherchieren und das Wichtigste verschriftlichen.

5.    Wenn sie jetzt an dem Punkt angelangt sind, dass sie sagen, das ist mir zu viel, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um kompetente Beraterinnen und Berater oder eine Agentur in die weitere Arbeit mit einzubeziehen. Auf jeden Fall sollten sie trotz allem die Punkte 1–4 jedenfalls durchlaufen, da es ihnen einen ersten wichtigen Überblick über die umfassende Thematik bietet und zum anderen, dass wenn sie Beraterinnen und Berater zu Rate ziehen, wissen wovon er oder sie spricht und sich nicht das „blaue vom Himmel“ (IP02-03-Andrea-Chrisitan, 2021, Abs. 52) erzählen lassen müssen und wahrscheinlich erkennen können, ob es sich um kompetente Beraterinnen und Berater handelt oder nicht.

6.    Ab diesem Zeitpunkt sollten sie beginnen, die recherchierten Informationen so weit zusammenzufassen, dass sie daraus in der Lage sind, ihre Vorstellung in einen ersten skizzierten Plan zu verwandeln. Dieser sollte die grundsätzlichen design abhängigen, produktspezifischen und textlichen Inhalte sowie bereits erste gedankliche Kundeninnen und Kunden orientierte Abläufe wiedergeben. Der Gedanke, es für die Kundinnen und Kunden einfach zu halten, sollte dabei eine zentrale Rolle einnehmen.

7.    Aufgrund der vorgeleisteten Arbeiten von Punkt 1–6 sollten sie jetzt in der Lage sein, ein für Ihr Geschäft geprüftes Geschäftsmodell auszuwählen, wenn es nicht schon im Punkt 6 mit angedacht wurde.

8.    Hier sollten sie beginnen sich Gedanken darüber zu machen, mit welchen Marketingmaßnahmen (Newsletter, Social-Media und andere) sie auf ihren Online-Shop aufmerksam machen wollen und die dazugehörigen rechtlichen Rahmenbedingungen abklären.

9.    Informationen zu rechtlichen Aspekten von Institutionen wie dem Go-Online-Service-Center der Wirtschaftskammer wären hier empfehlenswert und auch gleich mögliche Fördermittel für Digitalisierungsprojekte (aws.at, kmudigital.at) von zum Beispiel E-Commerce und Social-Media Projekten einzuholen. Die Fördermittelbeantragung muss unbedingt vor der Umsetzung erfolgen, daher erkundigen sie sich vorher.

10. Dieser Teil wird anstrengend, sie müssen ab diesem Punkt alle bestehenden Arbeitsprozesse erfassen und prüfen welche Schnittstellen oder Überschneidungen es zum geplanten Online-Shop gibt. Da geht es um die gesamte Warenwirtschaft, das Lieferanten-, Lager-, Versand-, Bestell- und Rechnungswesen, und vieles mehr. Je genauer und umfassender dieser Bereich erfasst und an neue Ablauf-, Arbeits- und personelle Ressourcenpläne angepasst wird, desto reibungsloser wird ihr Online-Shop funktionieren.

11. Jetzt ist der geeignete Zeitpunkt, um mit der Erstellung eines Arbeits- und Zeitplanes für ihr Projekt Online-Shop zu beginnen. Je nachdem ob Sie ihren Online-Shop selbst erstellen oder erstellen lassen. Für die Schritte 1–10 sollten Sie gut drei bis vier Monate an Zeit einplanen, je genauer Sie geplant haben, desto besser und desto schneller kann der Online-Shop im Anschluss erstellt werden.

12. Wenn sie alles fein säuberlich geplant und ihre Förderanträge gestellt und genehmigt bekommen haben, dann können Sie mit der Umsetzung ihres Online-Shops, laut ihren erstellten Planvorgaben beginnen. Entweder mit Agentur oder ohne. Für die Installierung und Testphase des Online-Shops sollten Sie je nach Produkt-Umfang mit einem Zeitaufwand ab einem Monat aufwärts kalkulieren.

 

Dieser Leitfaden mit 12 Punkten kann nur ein grober Anhaltspunkt sein, wie bei der Umsetzung eines Online-Shop Aufbaues vorgegangen werden kann. Um alle notwendigen Details anzusprechen würde der begrenzte Platz in dieser Forschungsarbeit nicht ausreichen. Zu umfassend und zu umfangreich sind einzelnen Bestandteile, die Einfluss auf einen gut funktionierenden Online-Shop nehmen, um sie hier beschreiben zu können. Und dennoch sind die Chancen ungleich größer, mit den hier ausgearbeiteten Informationen, bereits einen weitaus besseren und sicheren Start in die Online-Shop Welt zu schaffen, wenn selbst nur die drei nachfolgenden Punkte bei der Erstellung Berücksichtigung finden würden.

1.    Beim Online-Shop Aufbau, sollte gleich vorgegangen werden, wie bei einem Hausbau – zuerst skizzieren, dann planen und zuletzt umsetzen und korrigieren.

2.    Der Mensch steht im Mittelpunkt, Kundinnen und Kunden orientiert bleiben, den Online-Shop erlebnisorientiert aufbauen, um positive Emotionen bei den Konsumentinnen und Konsumenten hervorzurufen.

3.    Von den erfolgreichen Online-Shops lernen, inspirieren lassen und ausprobieren was funktioniert und was nicht

Alles Gute und viel Erfolg!